Spontan ist meist am besten
Günthers Anruf kam am Abend vorher. Ob ich spontan Lust hätte, früh am nächsten Morgen mit ins Rofan zu einer Tagestour aufzubrechen… Er würde auch das Auto stellen! Welche Frage, zumal auch der Bergwetterbericht beste Voraussichten meldete. Und die spontanen Bergtouren sind doch oft die besten, oder? Also, den anderen Unterhachinger Günter anrufen, den Rucksack packen, die Akkus aufladen und die Objektive putzen war eins. Da wir bereits vor Sonnenuntergang wieder zurück sein wollten, ließ ich das Stativ daheim. Und freute mich auf meine erste Tour im Rofangebirge, jenem westlichen Teil der Brandenberger Alpen, zwischen Achensee und Brandenberger Ache.
Rofangipfel verwechselt!
Die Anfahrt von Unterhaching mit dem Auto zum Achensee unterbrachen wir nur kurz für einen Coffee to go am Tegernsee. Und nach etwas mehr als einer stunde schulterten wir bereits die Rucksäcke an der Talstation in Maurach. Mit der Gondelbahn überwanden wir rasch die 900 Höhenmeter vom Achensee bis zur Erfurter Hütte. Die hatte leider bereits geschlossen und so machten wir uns ohne einen zweiten Kaffee auf den Weg zur Seekarlspitze. So hatte Günther das zumindest geplant und uns auf der Karte gezeigt. Über Almwege und kleine Steige erreichten wir rasch einen Talkessel, über dem sich – vermeintlich – die Seekarlspitze erhob. Wir kürzten über eine recht steile Schuttreiße ab und marschierten direkt unter der Wand entlang, in die gerade drei Kletterer instiegen. Rasch umquerten wir das Massiv und stiegen weiter auf. Doch vor dem recht ausgesetzten, mit Drahtseilen versicherten Gratanstieg machten wir Halt, da wir kein Gurtzeug dabei hatten. Dann würde es eben nichts mit der Seekarlspitze. Egal, das Wetter spielte mit, die Sonne erwärmte den Fels und wir kehrten auf dem Aufstiegsweg wieder zurück, um uns auf den Weg zur nahe gelegenen Rofanspitze zu machen, die deutlich leichter zu erreichen ist. Vorher aber packten wir unsere Jause aus und Günter versuchte sich als Vogelflüsterer. Auf einem Fels sitzend schwirrten mehr als 30 Dohlen um ihn – und um seiner Kärntner Salami herum. Im Gespräch mit anderen Gipfelaspiranten stellte sich nun heraus, dass die vermeintliche Seekarlspitze in Wirklichkeit der Rosskopf war. Günther war die Verwechslung ein wenig unangenehmen….
Gigantisches Panorama und Sonnenglühen im Rofangebirge
Die Rofanspitze hatten wir dann innerhalb von 45 Minuten erreicht und wir schossen vom Gipfel aus bei bestem Bergwetter einige Aufnahmen des wirklich atemberaubenden Panoramas, das sich uns bot: Wilder Kaiser, Loferer und Leoganger Steinberge, Hochkönig, Kitzbühler Alpen, Hohe Tauern, Zillertaler Alpen, Stubaier Alpen und Karwendelgebirge präsentierten sich uns. Auf dem Marsch zurück stand die Sonne bereits recht tief und tauchte einige Föhren in ein extrem goldenes Licht. Auf der Talfahrt waren wir drei Gipfelverwechsler uns recht schnell einig, dass unsere Spontantour ins Rofangebirge kein Einzelfall bleiben sollte. Wir würden 2016 zurückkehren, nacheinander Rosskopf und Seekarlspitze besteigen und dann auch die Erfurter Hütte näher begutachten.