Seit 1992 versuche ich, meine Worte wohl zu wählen. Damit ich meine Leser und User erreiche. Denn was ist ein Autor, ein Journalist, ein Kommunikator, der seine Zielgruppe nur teilweise – oder noch schlimmer – überhaupt nicht erreicht? Voraussetzung für zielgruppengerechte ( exakter sollte man sagen, bezugsgruppengerechte) Kommunikation ist es, diese Zielgruppe nicht einfach nur zu definieren, sondern diese wirklich kennen zu lernen. Ohne Einblicke in das Denken und die Bedürfnisse der Leser und User ist man als Kommunikator von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Wird Kommunikation in der digitalisierten Welt von heute eigentlich durch die massive Diversifizierung der Kanäle immer komplexer? Oder ist nicht vielleicht sogar das Gegenteil der Fall? Entscheidend scheint mir für eine erfolgversprechende Kommunikation vor allem eines zu sein: die sprachlichen Niveaus und Ebenen der anzusprechenden Bezugsgruppen zu beherrschen. Und selbst wenn man diese Basisfähigkeit als Kommunikator besitzt – eine Garantie, dass der User den eigenen Text auch wirklich liest und die darin vermittelte Botschaft auch versteht, hat man damit noch lange nicht.
2007 besuchte ich eines meiner bis heute wichtigsten Seminare zum Thema Sprache und Kommunikation. Der ehemalige Leiter der Hamburger Journalistenschule Wolf Schneider bat nach Berlin, um seinen Kursteilnehmern nur eines beizubringen: Wie man schreibt, wenn man gelesen werden möchte. Der damals bereits 82jährige Schneider hielt Hof und vermittelte auf sehr direkte, teils drastische aber stets verständliche Art, was zu tun sei. Noch heute greife ich gerne (und oft) auf seine „Checkliste für alle Texte, die gelesen werden und wirken wollen“ zurück. Die ist in sich ein Meisterwerk. Das man für eine erfolgreiche Kommunikation gelesen und verinnerlicht haben sollte.
In meinen beruflichen Stationen vom Musikredakteur bis zum Chefredakteur, als freier Musikautor, schreibender Blogger und unterrichtender Blogbotschafter strebe ich danach, mir meine Texte vor Veröffentlichung selber laut vorzulesen. Denn der ideale Text ist ans Mündliche angelehnt – und durch die Niederschrift lediglich diszipliniert.